Oder: Warum produktive Menschen öfter mal nichts tun sollten.
Was, wenn unser stärkstes Tool im Arbeitsalltag… die Langeweile ist?

Genau darüber durfte ich beim Impact Summit des Deutschen Mittelstands-Bund (DMB) e.V. sprechen – und war danach ehrlich geflasht. Vor allem davon, wie schnell sich ein echter „Safe Space“ aufgebaut hat. Und dass, obwohl ich zum ersten Mal mit dabei war und die 150 Teilnehmer weder gekannt habe noch deren Rolle einschätzen konnte.
Das, was Matthias Bianchi und das gesamte Orga-Team da geschaffen haben, ist wirklich besonders.
Und ich war geflasht von der Resonanz auf meinen Vortrag. So viele Menschen kamen danach auf mich zu, wollten weiterreden, Erfahrungen teilen, Fragen stellen. Wir haben über sehr persönliche Erfahrungen gesprochen, Ideen rund um das Thema mentale Gesundheit am Arbeitsplatz entwickelt und vor allem, eine Gesprächsatmosphäre auf echter Augenhöhe kreiert. Auch diese Offenheit ist für ein „Branchentreffen“ alles andere als selbstverständlich.

Aber nochmal zurück zur Langeweile und warum sie meiner Meinung nach so wichtig für den Business-Alltag ist!
Wir hetzen von To-do zu To-do, checken E-Mails im Sekundentakt… alternativ sitzen wir in Meetings. Trotzdem halten wir uns für produktiv, während unsere Konzentration eigentlich im Dauer-Überlebensmodus ist.
Und abends grübeln wir dann: „Was habe ich heute eigentlich wirklich geschafft?“ Oder: „Vor lauter Arbeit komme ich kaum mehr zum Arbeiten.“
Dabei sind wir Wissensarbeiter* doch eigentlich genau dann großartig, wenn wir komplexe Analysen machen, Strategien entwickeln, programmieren, Szenarien durchdenken, Entscheidungen vorbereiten – und und und.
Aber dazu brauchen wir Freiheit: Freiheit im Kopf, zeitlich und auch kommunikativ!
Also brauche ich Langeweile in meinem Arbeitsleben: Den Raum, um nachzudenken und mich mit komplexen Dingen zu beschäftigen.
Wenn wir das Wort Langeweile mal auseinandernehmen, ist es im Kern nichts anderes als:
- Lange: eine gewisse Dauer
- Weile: eine Zeitspanne, in der man verweilt – bei nur einer Sache!!
Und was bedeutet das nun für mein Unternehmen?
Hier ein paar Ideen und Anregungen:
Überdenkt eure Meetingkultur: z. B. keine Smartphones im Meeting. Und: keine Meetings ohne Moderation. Klingt basic? Ist es auch. Aber es wirkt.
Baue tägliche „Deep-Work/Langeweile-Blöcke“ ein: reserviere dir Zeit für konzentrierte, störungsfreie Arbeit an anspruchsvollen Aufgaben.
Trainiere und stärke die eigene Aufmerksamkeitsspanne: bewusst länger bei einer Sache bleiben (z. B. ein Konzept 45 Minuten ohne JEDE Unterbrechung durchdenken.) Klingt banal? Ich wette, es braucht deutlich mehr Übung, als man denkt!
Meide oberflächliche Beschäftigungen. Hinterfrage Tätigkeiten, die nur aus Gewohnheit, Ablenkung oder sozialem Druck entstehen (z. B. News-Ticker lesen, endloses E-Mail checken, Sofort-Antworten-Kultur in MS-Teams).
Und mein Lieblingstipp: Gestalte Rituale des Denkens und der Langeweile. Feste Routinen wie tägliches Brainwriting oder Spaziergänge zum Nachdenken fördern kreative Problemlösung.
Fazit: Gib der Langeweile eine Chance!
Denn genau in diesen Momenten entstehen die Ideen, die nicht nur den Alltag besser machen, sondern auch das Unternehmen ein bisschen klüger.
Also: Auf in die #MissionLangeweile!✨
(Fotocredits: Borris Burba)
*Wissensarbeiter sind Menschen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Informationen zu verarbeiten, Wissen anzuwenden und neue Ideen zu entwickeln. Beispiele: Ingenieure, Programmierer, Autoren, Berater, Wissenschaftler, Manager.
(Definition frei nach Cal Newport)
Mehr Inspiration gibt’s auch noch in diesem Video:



